Die WM-Erlebnisse einer Speedskaterin: Schwüles Wetter, kein Essen, fiese Erkältung, unebene Bahn

In der Tageszeitung „Heilbronner Stimme“ haben wir einen interessanten Artikel über die teilweise kuriosen WM-Erlebnisse der deutschen Top-Speedskaterin Katharina Rumpus gefunden, den wir Euch nicht vorenthalten wollen. Autor ist Stephan Sonntag:

Schwülheißes Wetter, kein Essen im Hotel, eine hartnäckige Erkältung und zu allem Überdruss noch eine unebene Bahn. Speedskaterin Katharina Rumpus hatte bei der WM im koreanischen Yeosu mit einer Reihe von Widrigkeiten zu kämpfen. „Das soll aber alles keine Entschuldigung sein“, sagt die 18-Jährige Fleinerin (Flein: eine 6700-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Heilbronn, d. Red.) ein. Denn es gelang ihr nicht das herausragende Vorjahresergebnis mit einem kompletten WM-Medaillensatz zu wiederholen. Ganz ohne Edelmetall kehrte sie aus der „kleinen, eher schmutzigen“ Expo-Stadt 2012 dennoch nicht ins Unterland (Unterland = die Region in und um Heilbronn, d. Red.) zurück – zwei Bronzemedaillen in den Staffelwettbewerben entschädigten für vieles: „Ich habe vorher noch nie eine Medaille im Team gewonnen. Das ist voll cool.“

Cool im Sinne von kühl war es auch in den auf 18 Grad klimatisierten Hotelräumen. Bei 37 Grad Außentemperatur war eine Erkältung beinahe vorprogrammiert. „Es gab keine Möglichkeit, sich gegen die Kälte zu schützen“, berichtet Rumpus. Außerdem gab es im Hotel kein Essen, nicht mal Frühstück. Erst nach Protesten der 400 Sportler aus 40 Nationen wurde zehn Busminuten von der Bahn entfernt im „Partyland“- Essenstempel ein Frühstückbuffet angeboten. Kein Wunder, dass sich die Junioren-Weltmeisterin nach einer Woche Training auf der „Rumpelbahn“ pünktlich zum WM-Auftakt richtig krank fühlte. „Ich war schlapp und bin wie auf Eiern gelaufen.“ Ein 18. Platz im 15 000-Meter- Ausscheidungsrennen war die Folge. Bei der WM 2010 in Kolumbien war sie auf dieser Strecke noch mit Silber dekoriert worden.

Der zweite WM-Tag brachte mit dem 16. Platz über 10 000 Meter keine Besserung. Überraschend gut lief es für die Langstrecklerin an Tag drei in den Sprintrennen. Platz sieben über 500 Meter war ihr bestes Einzelresultat überhaupt. „Auf der Kurzdistanz ist das Atmen nicht so entscheidend. Sprints gehen auch mal ohne Sauerstoff.“ Das bewies sie anschließend gemeinsam mit Laethisia Schimek (Groß-Gerau) und Alisa Gutermuth (Darmstadt) in der 3000-Meter-Staffel, bei der die Läuferinnen nach jeder 200-Meter-Runde wechseln. Hinter den überragenden Nationen Kolumbien und Südkorea sicherte sich das deutsche Trio den dritten Platz. „Wir waren schon froh, überhaupt im Finale zu sein. Bronze war eine Riesenüberraschung.“ Für Rumpus ein versöhnliches Ende der WM-Entscheidungen auf der Bahn.

Ab Tag vier ging es auf dem 400 Meter langen Straßenkurs weiter. Die deutsche Einzelkämpferin auf den Langstrecken war überzeugt, hier besser abzuschneiden, besonders auf ihrer Paradestrecke: der 20 000-Meter-Ausscheidung. Hier ging sie als Titelverteidigerin an den Start – und zunächst lief alles nach Plan. Geschickt hielt sie sich ständig im Vorderfeld der Läuferinnen. Denn der Modus schreibt vor, dass die jeweils Letzte am Ende einer Runde ausscheidet. In Runde 46 von 50 glaubte sich Rumpus als Vorletzte des auf elf Konkurrentinnen geschrumpften Felds unterwegs, bis plötzlich ihre Startnummer aufgerufen wurde. „Ich dachte erst, das sei ein Scherz. War es aber leider nicht.“ Die hinter ihr platzierte Chinesin war schon in der Runde zuvor aus dem Rennen genommen worden, hatte die Aufforderung aber ignoriert und war weitergelaufen. „Leider war der Knopf im Ohr verboten worden, sonst hätte man mich von außen warnen können. Ich war noch nicht voll ausgelastet und hätte mindestens unter die Top fünf laufen können. Das war einfach Pech.“ So wurde es nur Platz elf. Als Entschädigung holte sie am Schlusstag mit der deutschen Staffel über 5000 Meter das zweite Bronze.